
© Grit Siwonia (alle Bilder dieses Beitrags)
Ein Interview von Chiara
Schamanismus – ein Begriff, über den heute viel gesprochen wird und der doch oft vage bleibt. Gerade im Zusammenhang mit Psychedelika taucht er immer wieder auf, denn seit Jahrhunderten sind bewusstseinserweiternde Substanzen eng mit schamanischen Ritualen verwoben. Doch Schamanismus umfasst weit mehr: Es geht um Heilwege, die Körper, Geist und Seele verbinden – und darum, wie wir Intuition, Naturverbundenheit und spirituelle Erfahrung wieder in unser Leben einladen können.
In diesem Interview teilt die Berliner Schamanin Katja Neumann ihre persönliche Reise und erklärt, was Schamanismus eigentlich bedeutet, mit welchen Vorurteilen sie immer wieder konfrontiert wird und wie man diesen Weg für sich selbst entdecken kann. Sie spricht über die Rolle von Psychedelika, ihre eigenen Erfahrungen damit und gibt wertvolle Tipps, worauf man bei der Vorbereitung einer ersten psychedelischen Reise achten sollte. Dabei betont sie immer wieder: Heilung ist kein schneller Konsum, sondern ein Prozess voller Hingabe, Demut und eigener Verantwortung.
Der persönliche Weg zum Schamanismus
Wenn du deine Arbeit bzw. deinen Weg als Schamanin mit einer Metapher beschreiben würdest, welche wäre das?
Mein erster Gedanke war die Geschichte vom hässlichen Entlein zum Schwan. Dabei geht es weder um Äußerlichkeiten noch um Selbstbeweihräucherung, sondern darum, das, was schon immer da war, in Entfaltung und in eine lebbare Form zu bringen – meinen Platz auf Erden zu finden.
Was ist für dich die tiefere Bedeutung von Schamanismus?
Die tiefe Verbindung mit Mutter Erde, die die äußere mit der inneren Natur vereint; die Liebe zur Lebendigkeit von allem, was ist; und die gelebte Achtung davor – ebenso wie die gelebte Multidimensionalität.
Wie wird man Schamanin und was sollte man dafür mitbringen?
Natürlich gibt es diesen inneren Ruf, von dem oft gesprochen wird, dazu die Liebe zur Natur und zu Tieren, die Verbindung mit der Herzenergie (was bedeutet, in Mitgefühl mit allem zu sein und zu wissen, dass wir Liebe sind, nicht Verstand). Hinzu kommt die Fähigkeit zu träumen, oft gepaart – wie bei mir – mit außergewöhnlichen Lebensereignissen, Schicksalsschlägen oder besonderen Lebenserfahrungen.
Nichtsdestotrotz steht dahinter immer eine intensive, jahrelange Ausbildung. Man „ist“ nicht einfach Schamane – das Handwerk muss gelernt werden. Da bin ich wirklich streng, denn es gibt so viel Halbwissen, das dazu führt, dass skeptische Laien sich in ihren Vorurteilen bestätigt fühlen und glauben, es seien nur leere Versprechungen, die nichts taugen. Wie überall gibt es auch hier viele „Quacksalber“. Es ist unglaublich schwer zu erkennen, ob jemand eine gute Ausbildung gemacht hat. Da es weder staatlich anerkannt ist noch Normen vorgibt, was man erfüllen muss, kann sich jeder Schamane nennen – ein bisschen Fluch und Segen zugleich.
Welche Arten von Schamanismus gibt es und wie unterscheiden sie sich?
Jede Kultur hatte früher ihren Schamanismus – wir hier in Europa auch –, also gibt es wohl so viele Arten von Schamanismus, wie es Kontinente gibt. Grob kann man sagen: Die nordischen Regionen arbeiten viel mit der Trance über Trommel, Tanz und Singen. Die südamerikanischen und afrikanischen Regionen nutzen auch sehr gern Pflanzenmedizin, da diese dort wächst – im Norden nicht. Sehr pragmatisch erklärt.
Wie bist du auf diesen Weg gekommen? Erinnerst du dich an einen besonderen Schlüsselmoment oder eine Situation?
Ich war immer auf der Suche, fühlte mich einfach nur falsch auf dieser Welt, wie nicht gemacht für hier. Es gab zwei Schlüsselmomente: ein Rabbi in Israel, der es mir vorhergesagt hat, als ich Anfang 20 war – ich konnte damals noch nicht viel damit anfangen, aber es hat sich in mir festgesetzt. Und zwei Bücher, die mir meine Mutter vor fast 30 Jahren geschenkt hat: Die Prophezeiungen von Celestine von James Redfield und Auf der Suche nach der verlorenen Seele von Sandra Ingerman. Es war, als gingen mir Kronleuchter auf.
Was ist das Wichtigste, das dir Schamanismus über dich selbst beigebracht hat?
Ich habe gelernt, dass „normal sein“ auch keine Lösung ist – zumindest nicht für mich – und, dass das toll ist. Ich bin gerne sogenannte Randgruppe, schwarzes Schaf. Auch, dass die emotionale Intelligenz wesentlich wichtiger ist als die intellektuelle. Dass Fühligkeit kein Makel ist, sondern eine Gabe. Und tatsächlich habe ich mich lieben gelernt.
Schamanismus wird oft als Brücke zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt beschrieben. Wie würdest du ihn definieren und was unterscheidet diesen Weg für dich von anderen spirituellen oder therapeutischen Ansätzen?
Es ist – neben den asiatischen Heilweisen – die älteste, die wir haben. Somit kann man sagen, dass sich viele neuere Heilweisen wie Hypnose oder geführte Meditationen oder das katathyme Bilderleben aus den schamanischen Heiltechniken entwickelt haben.
Da ich ein Freigeist bin, mag ich, dass es nicht auf Dogmen aufbaut. Gleichzeitig ist man „nur“ Vermittler – jegliches „Eso-Ego“ ist fehl am Platz. Nicht ich bestimme, was zu tun ist, sondern immer die Spirits, die die eigentliche Heilarbeit in Teamarbeit mit der Seele desjenigen machen. So hat es viel mit Demut und Hingabe zu tun. Das will ich anderen Heilweisen nicht absprechen – alles hat seine Berechtigung –, aber es folgt eben keinen seitenlangen Konzepten. Es ist schlicht, knapp und klar. Es sei denn, man macht eben doch Schischi daraus.
Woran erkennt man, ob jemand vertrauenswürdig ist?
In erster Linie kann vor allem Gefühl und Intuition, diese Frage beantworten – ich weiß sofort, ob jemand für mich passt oder nicht und damit beantwortet sich auch die Vertrauenswürdigkeit. Wenn man sich nicht sicher ist, hilft natürlich ein Blick in die Vita und Ausbildung. Auch Schamanen sollten eine fundierte Ausbildung haben – sonst kann es wirklich gefährlich werden. Ich habe oft Menschen geholfen, denen es nach einer laienhaften schamanischen Behandlung schlechter ging, weil sie hinterher stärker belastet oder blockiert waren als vorher.
Diese Ausbildung sollte länger gedauert haben als ein Samstagnachmittags-Workshop. Indigene Schamanen lernen oft 10–15 Jahre. Dann die Frage: Wie lange arbeitet derjenige schon damit? Natürlich ist es ein riesiger Unterschied, ob jemand seit drei Monaten oder seit 30 Jahren damit arbeitet – und vor allem, ob er Lebenserfahrung hat. Jemand, der zehn verschiedene Heilweisen anbietet, würde mich stutzig machen – er kann nicht alles gleich gut beherrschen. Qualitativ gute Restaurants bieten auch nicht 50 verschiedene Gerichte aus fünf Ländern an. Qualität hat etwas mit Fokus zu tun.
Und ein verantwortungsvoller Mensch gibt NIEMALS Heilversprechen – das ist unseriös.
Welche Missverständnisse oder Vorurteile über Schamanismus begegnen dir im Alltag immer wieder und wie würdest du sie gerne aufklären?
Dinge, die sich hartnäckig halten, kurz zurechtgerückt:
- Schamanismus ist keine „Naturvölker-Religion“. Mithilfe der geistigen Welt wird Ordnung zwischen Körper, Geist und Seele hergestellt – es ist also Heilarbeit, eine der ältesten und bewährtesten, die wir haben.
- Es ist keine Wunderheilung – die eigene Bereitschaft, die Komfortzone zu verlassen und Verantwortung fürs eigene Leben zu übernehmen, gilt auch hier.
- Es wird weder die Zukunft vorhergesagt, noch werden Entscheidungen abgenommen. Schamanische Arbeit dient der Heilung, das heißt, die Ur-Schamanen erzählen oft gar nicht, was sie genau gemacht haben. Unser westliches Ego möchte jedoch alles wissen und analysieren. Es ist aber nicht notwendig, alles zu verstehen – im Gegenteil, es geht um Vertrauen.
- Manipulation ist KEINE Heilarbeit. Manchmal kommen Menschen zu mir, die möchten, dass ich einen anderen dazu bringe, etwas zu tun oder zu lassen. Nein! Auch wenn es dem Wohlbefinden dienen würde – derjenige muss es selbst wollen und in Auftrag geben.
Ich habe ehrlich gesagt wenig Drang zur Aufklärung, Missionierung oder Überzeugung – ich muss nichts beweisen. Wenn mich jemand fragt, erzähle ich aber immer gern. Vor einer ersten Sitzung sage ich, was alles definitiv NICHT passieren wird. Ich desillusioniere also gern.
In welchen Momenten oder Lebensphasen suchen Menschen deine Unterstützung?
Es ist alles vertreten: Sinnkrisen, Orientierungslosigkeit, Beziehungsthemen, schwere körperliche oder chronische Krankheiten, sexueller und/oder emotionaler Missbrauch und andere Misshandlungen. Manche kommen einfach, um sich etwas Gutes zu tun, oder alle paar Monate, um sich zu erden und Kraft zu tanken. Es ist quasi ein Update auf der Seelenfestplatte. Ich arbeite auch mit Tieren, die traumatisiert wurden sowie mit Paaren, Freunden oder Eltern mit Kind.
Schizophrenie oder andere schwerwiegende psychische Störungen behandle ich nicht. Da habe ich zu wenig Wissen und solche Menschen können durch das Trommeln Schübe bekommen, die ich nicht auffangen kann.
Wie kann man sich eine schamanische Behandlung bei dir vorstellen – welche Rituale oder Praxen nutzt du, um Menschen auf ihrem Weg zu begleiten?
Mein Werkzeug ist die schamanische Trance-Trommelreise. Durch monotones Trommeln mit der Schamanentrommel kommt der Geist zur Ruhe, die Gehirnhälften gleichen sich an und es entsteht der sogenannte Alpha-Zustand – wie kurz vor dem Einschlafen. Es ist eine leichte Trance, in der Bilder entstehen können. Schamanisch nutzt man diesen Zustand, um in Kontakt zu treten mit den Spirits – Krafttieren, Naturgeistern, Lehrern. Diesen Zustand zu halten, die verschiedenen Ebenen der sogenannten Nicht-Alltäglichen Wirklichkeit zu besuchen, die eigenen Krafttiere zu finden, Heilreisen zu machen, zu wissen, was getan werden kann und wovor man sich schützen sollte – all das sind Bestandteile des schamanischen Reisens. In einer Sitzung reise ich als „Profi“ für den Klienten – er muss nichts können, schon gar nicht schamanisch reisen.
Gibt es kulturelle oder ethische Herausforderungen, die du siehst, wenn westliche Menschen indigenes Wissen und schamanische Praktiken adaptieren?
Unser Drang, alles zu verstehen, in Konzepte und Formeln zu packen und beweisen zu müssen, kann viel von dem Ursprünglichen kaputt machen. Ein westlicher, verkopfter, auf Leistung trainierter und von jeglicher Natur abgetrennter Mensch, ohne Kontakt zu Pflanzen und Tieren, kann vieles nicht fassen, noch weniger fühlen und versucht, es wissenschaftlich herzuleiten. Dadurch wird altes Wissen oft verfälscht. Es fehlt dann auch die Demut vor Mutter Erde – die haben viele tatsächlich nicht. Die Haltung ist oft auf Konsum und „mal schnell heile werden“ ausgerichtet, ohne eigene Anstrengung, und wenn dann noch das schnelle Geld ohne fundiertes Wissen lockt, wird es wirklich schade. Gier, gepaart mit der Unart, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, ist leider sehr typisch westlich.
Schamanin Katja Neumann
Schamanismus und Psychedelika
Welche Bedeutung haben Psychedelika und Pflanzenmedizin im Schamanismus und wie ist deine persönliche Haltung dazu? Hast du bereits mit ihnen gearbeitet?
Es ist ein ganz wichtiger Bestandteil, den ich als sehr wertvoll und heilig ansehe. Es ist ein Geschenk der Götter an uns, das uns in unserem Mut, in die Dreidimensionalität zu inkarnieren, unterstützt. Es hilft uns, uns auch mal wieder in die Multidimensionalität hinauszulehnen. Ich habe ca. 70 Ayahuasca-Zeremonien mitgemacht und nenne das auch gern meine zweite schamanische Ausbildung. San Pedro, Eboga, Peyote und Kambo habe ich auch erfahren dürfen. Rapé, den schamanischen Schnupftabak, unter anderem zum Reinigen von Fremdenergien, benutze ich jeden Abend.
Was war eine der tiefgreifendsten oder transformativsten Erfahrungen, die du mit Psychedelika hattest?
Aufgrund der vielen Ayahuasca- und San-Pedro-Zeremonien gibt es einige besondere Erfahrungen. Ich konnte z. B. meinen Missbrauch aus der Kindheit noch einmal ganz anders integrieren; ich habe mit meinem Engel gesprochen; ich durfte meine Seele sehen, in die All-Liebe eintauchen; ich durfte viele Fragen stellen – z. B. zum Tod, zu Übergängen, zu Paralleluniversen. Aber am eindrücklichsten war vielleicht, dass es mir vor allem gezeigt hat, dass meine Intuition „richtig“ ist und dass ich „richtig“ bin. Die Vorstellung, dass meine Trance-Reisen „nur“ mit Trommel weniger wert sind, war zwischenzeitlich schon mal eine Angst.
Wie stehst du zur wachsenden Popularität psychedelischer Substanzen in der westlichen Welt?
Ich sehe es grundsätzlich positiv. Unsere westliche Konditionierung bedeutet, dass wesentlich schädlichere Substanzen wie Industriezucker, Alkohol und Zigaretten völlig normal sind, während diese Medizin – und das sind diese Substanzen! – unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Das hat schon etwas Absurdes. Mir haben jahrelange Gesprächstherapien weniger geholfen als einzelne Ayahuasca-Zeremonien.
Gibt es Aspekte, die du kritisch siehst?
Ich sehe kritisch, dass auch hier oft das schnelle Geld Antrieb ist; dass es auch Menschen anbieten, die wenig Ahnung haben, und, dass das für einen Laien schwer zu erkennen ist. Ich habe schon Menschen richtig austicken sehen bei Zeremonien, und dann waren die, die es angeleitet haben, auch mal völlig überfordert. Das geht nicht. Es muss immer ein sicherer, heiliger Raum geschaffen werden.
Umgekehrt kann es jedoch genauso zu Herausforderungen kommen, wenn Zeremonien von Ureinwohnern Südamerikas angeleitet werden: Sie kennen unsere westlichen Krankheiten gar nicht und können das demnach auch nicht auffangen. Ein Ureinwohner kennt kein Burnout oder Essstörungen, von ADHS hat er auch noch nie etwas gehört – wie soll er damit umgehen?
Welche Empfehlungen und Ratschläge würdest du Menschen geben, die sich auf ihre erste psychedelische Erfahrung einlassen möchten?
Es sollte einen rufen. Viele, die es aus einem Hype heraus tun, weil es gerade alle machen, sind oft noch gar nicht so weit – oder haben noch so viel Angst, dass sie sich dem gar nicht hingeben können. Ich glaube, dass es nicht für alle Menschen automatisch geeignet ist. Vorerfahrung in Meditation oder anderen spirituellen Praktiken kann hilfreich sein, um sich darauf einlassen zu können.
Gibt es bestimmte Rituale oder Vorbereitungen, die du für besonders hilfreich hältst?
Bei Ayahuasca und San Pedro ist beispielsweise eine Diät vorher notwendig. Dazu gehören etwa: kein Alkohol, Kaffee, Salz, Fleisch, Scharfes, Industrielles, Parfüms … mindestens drei, besser fünf Tage vor der Zeremonie. Am letzten Tag sollte spätestens ab mittags nichts mehr gegessen werden. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man sich stark übergeben muss.
Es geht aber nicht nur darum, den Körper zu reinigen, sondern auch darum, das Ego „auszuhungern“, durchlässig und demütig zu werden. Die Pflanzen schwingen auf einer viel feinstofflicheren Frequenz als wir. Alles hat eine Schwingung, eine Frequenz – und wir Menschen schwingen deutlich schwerfälliger und sind grobstofflicher als Pflanzen. Durch den Verzicht auf bestimmte Nahrung werden wir dünnhäutiger, empfindsamer und der Spirit der Pflanze kann uns viel leichter erreichen. Wir müssen auf sie zugehen – nicht umgekehrt.
Sich seiner Intention – was man möchte oder auch loslassen will – bewusst zu sein, kann ich ebenfalls sehr empfehlen.
Integration ist ein weiterer wichtiger Punkt. Wie kann man diese Erfahrungen nachhaltig in den Alltag einfließen lassen?
Was es meiner Meinung nach braucht, ist ein Gespräch in den Tagen danach, z.B. mit einem Therapeuten, um aufzuarbeiten, was da an die Oberfläche geholt wurde. Damit wird es besser verstanden, verankert und auch alte Muster können neu konditioniert werden. Denn es ist genauso wenig ein Wunderheilmittel wie alles andere auch.
Ich z. B. habe seit 20 Jahren eine Heilpraktikerin, zu der ich regelmäßig gehe. Sie macht eine Mischung aus Gespräch, craniosacraler Therapie und Chakrenreinigung. Das hat mir sehr geholfen. Ein Freund, mit dem ich oft bei den Zeremonien war, hat das nicht gemacht und nach meinem Eindruck hängt er nach wie vor in seinen alten Mustern – trotz vieler Ayahuasca-Zeremonien. Das „Ändern“ kann immer nur aus uns selbst herauskommen, das tut niemand für uns – auch keine Medizin, keine Visionsreise.
Blick in die Zukunft
Was ist deine Vision für die Zukunft der psychedelischen und schamanischen Heilkunst in der westlichen Welt?
Es wird wieder ein ganz normaler Bestandteil unserer Heilweisen – mindestens gleichwertig zur Schulmedizin.
Was würdest du jemandem empfehlen, der den Weg des Schamanismus erkunden möchte – sowohl auf der Suche nach Unterstützung, als auch für diejenigen, die diesen Weg selbst erlernen wollen?
Ich würde immer empfehlen, jemanden zu suchen, der einen dabei begleitet, den geschützten, heiligen Raum hält, oder Gruppen, in denen man sich austauschen kann. Dabei würde ich persönlich auch darauf achten, dass nicht zu viele Heilweisen miteinander vermischt werden – das ist leider ein Trend in unserer westlichen Welt.
Bücher, die ich empfehle, habe ich schon genannt. Der Weg des Schamanen von Michael Harner kann ich ebenso empfehlen. Ich schätze Alberto Villoldo sehr und ich mag auch die kostenlosen Kurse, die Plattformen wie Younity & Co. anbieten. Aber mit einer Ausbildung und praktischer Erfahrung hat das nichts zu tun.
Was erfüllt dich am meisten an deiner Arbeit, wenn du auf die Menschen schaust, die durch deine Unterstützung ihren Weg gefunden haben?
Es erfüllt mich sehr, wenn das, was in den Menschen schon immer vorhanden ist, zum Leben erweckt und erinnert wird. Unsere westliche Welt bringt uns oft über Leistungsanspruch und Normen weg von unserer inneren Natur. Dadurch sind viele Menschen nicht mehr Chef ihres eigenen Lebens, sondern nur noch am Reagieren und Funktionieren – und sie fühlen sich selbst oder ihren inneren Ruf nicht mehr.
Wenn dieses Selbst-Bewusstsein wieder durchkommt und sie wie eine Blume aufblühen, ist das einfach wunderbar. Es gibt kein schöneres Kompliment, als zu hören, dass sie sich von mir wirklich gesehen fühlen. Denn nicht gesehen oder verstanden zu werden und empathielos in eine Schublade bzw. Diagnose gesteckt zu werden, ist etwas, worunter ich immer sehr gelitten habe – auch in meiner anfänglichen Suche nach mir selbst und in den Therapien, die ich gemacht habe.
Gibt es etwas, das wir noch nicht angesprochen haben, das dir besonders am Herzen liegt?
Mir fällt ein Film ein, den ich großartig finde: Crazywise von Phil Borges. Er zeigt, wie unterschiedlich westliche Gesellschaften und indigene Völker mit „psychischen Krankheiten“ umgehen. Dabei macht er sowohl den Einfluss der Pharmalobby deutlich, als auch den Kontrast zwischen Ausgrenzung und dem liebevollen „in die Mitte nehmen“ bei den Urvölkern.